Max von der Grün wird heute als Arbeiterschriftsteller klassifiziert. Doch das ist ein Klischee. Von der Grün war und ist vor allem eine erzählerische Naturbegabung. Seine Bücher vermögen, auch nach Jahrzehnten noch, zu fesseln. Und dass sie in der Welt der Arbeit spielen, ist grade heute, in Zeiten, in denen soziales Bewusstsein mehr denn je gefordert ist, ein großes Plus.

»Gradlinig, ohne Angst, die Dinge klipp und klar beim Namen nennend«

»Nichts als gegeben hinnehmen«, war seine Antwort auf die FAZ-Frage nach seinem Motto. Ungeduld war eine seiner schlimmsten Eigenschaften. »Der Spiegel« bezeichnete ihn einmal als »Revier-Goethe«. Wolfgang Petersen verfilmte in jungen Jahren ­ lange vor Hollywood ­ seinen Roman »Stellenweise Glatteis« mit Günther Lamprecht in der Hauptrolle. Horst Frank spielte den Lothar Steingruber in der Verfilmung von »Flächenbrand«. Insgesamt wurden elf Fernsehspiele nach seinen Texten erstellt (womit er zu den am häufigsten verfilmten deutschen Autoren zählt). Dennoch ist er innerhalb der Literaturkritik und -wissenschaft selten angemessen rezipiert und akzeptiert worden: Max von der Grün, postulierter Arbeiterschriftsteller ­ der mit diesem Begriff nie etwas anfangen konnte ­, ein Verfasser kurzweiliger Bücher, Chroniken seiner Welt im Ruhrgebiet, in denen dem »kleinen Mann« gründlich »aufs Maul« geschaut wurde.
[Quelle: Heinz Georg Max, in: Literatur in Westfalen, Beiträge zur Forschung 9, 2008].

Max von der Grün war der wichtigste Autor der Nachkriegszeit über Welten, die im bürgerlichen Deutschland die unfeinen sind. Der bekennende Wahldortmunder [...], der, vielleicht ein Hinweis auf seinen Klassensnobismus, Wein für ein bourgeoises Getränk hielt und Canapés für Sitzmöbel, hat dem Proletarischen als Gegenstand des Erzählens den Hautgout genommen - the working class, das ist jedem seiner Bücher zu entnehmen, war ihm keine Masse, sondern die Zugehörigkeit wie zu einer Schicksalsgemeinschaft von Einzelnen.
[taz vom 9.4.2005]



Max von der Grün