Max von der Grün – Werkausgabe Band VI

Margarete Gmeiner ist Witwe und siebzig Jahre alt, als sie sich die Frage stellt, warum die Liebe nur für junge Menschen Glück und Aufbruch bedeuten soll, denn zwischen ihr und dem ebenfalls seit Jahren verwitweten ehemaligen Schneidermeister Wolfgang Burger hat sich eine innige Freundschaft angebahnt, die beiden ein neues Lebensglück verheißt. Liebe, beweisen sie, kann nicht nur für Junge ein Glück sein, sondern auch für Ältere und Alte.

Für den Fernsehfilm »Späte Liebe« (ARD), erhielten die Regisseurin Ilse Hofmann und Max von der Grün als Drehbuchautor den »Wilhelmine-Lübke-Preis« der Deutschen Altershilfe. In seiner bewegenden Rede zur Preisverleihung »Alt werden – eine Strafe?« – einer seiner besten – wendet sich Max von der Grün gegen den Jugendwahn der Leistungsgesellschaft: »Immer ist Jugend Trumpf; es wird so getan, als gebe es weder Alter noch Tod«.

»Max von der Grüns ›Späte Liebe‹ ist auf unseren Supermarkt-Büchertischen eine Rarität, eine Droge (auch für junge Menschen!), um das Unglück, die Leere zu überwinden.«
Nürnberger Nachrichten

Der Band enthält zusätzlich den Text »Alt werden – eine Strafe?« sowie ein Interview mit Gisela Koch.



Späte Liebe, Cover Späte Liebe
Roman, (BAND VI)
Herausgegeben von Günther Butkus
Mit einem Nachwort von Klaus-Peter Wolf
Hardcover mit Schutzumschlag
262 Seiten, Euro 19,90, 978-3-86532-140-4
Pendragon Verlag, März 2010


Leseprobe:

[...] »Also, wie soll ich dir das erklären ... Es ist nämlich so, pass auf ... Was ich sagen wollte, ist ...«
Burger war nun in dem Maße verlegen wie vordem die Frau. Er suchte nach Worten, endlich sprudelte er los: »Das ist ganz einfach. Ich bin allein, du bist allein ­ also, damit nicht mehr jeder für sich allein ist, ziehen wir einfach zusammen. Ich meine das folgendermaßen ­ nicht so, wie du vielleicht denkst, wilde Ehe und so. Wenn schon, dann mit Unterschrift und Stempel. Verstehst du, was ich sagen will?«
Es dauerte seine Zeit, bis die Gmeiner begriff, dass das ein Heiratsantrag war. Ihre Verblüffung machte sie sprachlos. Endlich stieß sie heraus: »Wolfgang, du spinnst. Was da wohl die Leute sagen, mein Gott. Das möchte ich mal erleben, wie die sich die Mäuler zerreißen.«
»Wunderbar!«, rief Burger und klatschte sich auf die Schenkel. »Wenn du genau wissen willst, wie sich die Leute die Mäuler zerreißen, ist das erst recht ein Grund, mit Unterschrift und Stempel Nägel mit Köpfen zu machen. Denn wenn wir nicht heiraten, wirst du nie erfahren, was die Leute sagen.«
»Und mein Sohn?«, fragte die Gmeiner. »Und meine Susanne?« »Wieso? Verstehe ich nicht. Bist du denen Rechenschaft schuldig? [...]



Max von der Grün