Männer in zweifacher Nacht
| Band I
Roman, 978-3-86532-120-6
Irrlicht und Feuer | Band II
Roman, 978-3-86532-121-3
Zwei Briefe an Pospischiel | Band
III
Roman, 978-3-86532-122-0
Stellenweise Glatteis | Band IV
Roman, 978-3-86532-123-7
Flächenbrand | Band V
Roman, 978-3-86532-124-4
Späte Liebe | Band VI
Erzählung, 978-3-86532-140-4
Die Lawine | Band VII
Roman, 978-3-86532-141-1
Springflut | Band VIII
Roman, 978-3-86532-142-8
Ein Bild von Eintracht und Verlorenheit | Band IX
Erzählungen, 978-3-86532-143-5
Wenn der tote Rabe vom Baum fällt | Band X
Prosa, 978-3-86532-144-2
Aus Anlass der zehn Bände umfassenden Werkausgabe, die der Pendragon Verlag
jetzt mit den ersten beiden Bänden begonnen hat, habe ich sämtliche Romane
zum zweitenmal gelesen. Nein, veraltet und von den Entwicklungen überholt
ist da gar nichts.
Obgleich ein Grubenunglück, wie es Max von der Grün in seinem ersten Roman
Männer in zweifacher Nacht schildert, in Deutschland nach dem Ende des
Kohlebergbaus sehr selten geworden ist - in anderen Ländern kommen noch
immer regelmäßig zahlreiche Menschen infolge unzureichender
Sicherheitsvorkehrungen im Bergbau ums Leben.
Und sind die großen und kleinen Verbrechen während der Nazizeit in
Deutschland, Verbrechen wie die Denunziation des Vaters des Autors und sein
Transport in ein KZ, die Max von der Grün in seinem Roman Zwei Briefe an
Pospischiel thematisiert, etwa verjährt oder gesühnt? Wird ein Facharbeiter
- wie von der Grüns Paul Pospischiel - etwa heutzutage nicht mehr entlassen,
wenn er, wegen einer dringenden Familienangelegenheit, auf eigene Faust
unbezahlten Urlaub nimmt? Ja doch!
Die Arbeitswelt ist noch unmenschlicher geworden, zumindest aber so
unmenschlich wie zuvor. Und je unmenschlicher sie geworden ist, desto
euphemistischer wird es den Arbeitern verkauft. Die ständige Furcht vor dem
Verlust des Arbeitsplatzes ist im Vergleich zu Max von der Grüns Zeit noch
größer geworden. Und die braune Suppe der Nazis, die in von der Grüns
Pospischiel nur kokelt und in seinem Flächenbrand (1979) schwelt, schwappt
uns inzwischen, nicht nur in den sogenannten neuen Bundesländern, bis hoch
zu den Ohren.
Überholt, und von den Zeitläuften erledigt, ist in Max von der Grüns Werk
wenig. Zugegeben, die Glotze, vor der die Arbeiter bei von der Grün oft
hocken, ist inzwischen meist ein auf Teilzahlung erworbener Flachbildschirm.
Und was die Gewerkschaften betrifft, so hat die Realität von der Grüns
Kritik an Betriebsräten inzwischen weit übertroffen. Einen Arbeitsdirektor,
der sich auf Kosten des Unternehmens mit brasilianischen Prostituierten
vergnügt - wie bei Volkswagen geschehen -, hätte der Autor gewiß für
unmöglich gehalten
Die ersten zwei Bände dieser Werkausgabe sind liebevoll um Vor- und Nachwort
ergänzt. Sozusagen als Bonus-Material enthalten sie zusätzlich jeweils drei
wenig bekannte Erzählungen von der Grüns. Alles in allem eine eindrucksvolle
Leistung des Verlegers Günter Butkus, der zugleich Herausgeber ist.
Wolfgang Körner |
www.geowis.de